Equine rezidivierende Uveitis

Equine Rezidivierende Uveitis (ERU) – Wenn das Auge beim Pferd chronisch leidet

Ihr Pferd hat immer wieder tränende, entzündete Augen? Möglicherweise steckt mehr dahinter als nur eine Bindehautentzündung. Die Equine Rezidivierende Uveitis (ERU) – auch bekannt als periodische Augenentzündung – ist eine der häufigsten Augenerkrankungen beim Pferd und kann unbehandelt zur Erblindung führen.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über Ursachen, Symptome und moderne Behandlungsmöglichkeiten – und warum es besonders wichtig ist, einen erfahrenen Tierarzt für Pferdeaugen zu kontaktieren.


Ursachen der Equinen rezidivierenden Uveitis (ERU) – Mondblindheit beim Pferd

Die Equine rezidivierende Uveitis (ERU), auch bekannt als Periodische Augenentzündung, früher Mondblindheit beim Pferd genannt, ist die häufigste entzündliche Erkrankung des Pferdeauges und eine der Hauptursachen für Erblindung bei Pferden weltweit. Die Ursachen dieser chronisch verlaufenden Augenerkrankung sind vielschichtig und beruhen auf dem Zusammenspiel von infektiösen Erregern, autoimmunen Prozessen und genetischen Risikofaktoren.

1. Infektiöse Ursachen – vor allem Leptospiren

Die bedeutendste Rolle bei der Entstehung der ERU spielt die Infektion mit Leptospira spp.. Diese Bakterien können nach einer systemischen Infektion im Auge persistieren und dort über das Immunsystem eine chronisch-rezidivierende Entzündungsreaktion auslösen.

2. Autoimmunreaktionen im Pferdeauge

Ein zentraler Mechanismus der ERU ist eine fehlgeleitete Autoimmunreaktion gegen Strukturen des eigenen Auges, ausgelöst durch sogenannte molekulare Mimikry. Dabei reagiert das Immunsystem auf bakterielle Antigene (z. B. von Leptospiren), die körpereigenen Augenantigenen ähneln. T-Zellen und Antikörper greifen infolgedessen Gewebe wie die Iris oder den Ziliarkörper an, was zu wiederkehrenden Entzündungsschüben im Auge führt.

3. Genetische Prädisposition – Rassedisposition bei Pferden

Bestimmte Pferderassen wie Appaloosa, Isländer oder Noriker zeigen eine erhöhte Anfälligkeit für ERU. Bei Appaloosas besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen dem LP-Gen (Leopard-Komplex) und der Entwicklung von Uveitiden. Genetische Faktoren beeinflussen somit das Risiko, an einer immunvermittelten Uveitis zu erkranken.

4. Weitere Risikofaktoren

Umweltfaktoren und Stress: Haltungswechsel, Klimaschwankungen oder schlechte Stallhygiene können Schübe begünstigen.

Typische Symptome der Uveitis beim Pferd

Ein akuter Schub der Pferde-Uveitis (ERU) zeigt sich durch folgende klinische Symptome:

  • Blepharospasmus (krampfhaftes Zusammenkneifen der Augenlider)

  • Epiphora (verstärkter Tränenfluss)

  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)

  • Miosis (verengte Pupille)

  • Hornhauttrübung und Hornhautödem / Hornhautverletzung

  • Fibrin oder Zellen in der vorderen Augenkammer

  • Veränderungen der Irisstruktur, hintere Synechien oder beginnende Linsentrübung (Katarakt)

  • gelber Fundusreflex

Schon bei einem einzigen Schub sollte das Pferd unbedingt einem spezialisierten Pferdetierarzt vorgestellt werden – denn jeder Schub kann bleibende Schäden verursachen.


Langzeitfolgen der ERU beim Pferd

Wird die Erkrankung nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann es zu irreversiblen Veränderungen im Auge kommen. Zu den häufigsten Spätfolgen der Uveitis beim Pferd zählen:

  • Katarakt (Linsentrübung)

  • Netzhautablösung

  • Verkleinerung des Augapfels

  • Glaukom (sekundär erhöhter Augeninnendruck)

  • In schweren Fällen: vollständige Erblindung

Langfristig kann es zur degenerativen Veränderung des Auges kommen, u. a. Glaukom, Linsentrübung (Katarakt), Netzhautablösung und Folge dessen zur vollständigen Erblindung. Bei einem schmerzhaften, inoperablem Auge hilft dann nur noch die Entfernung des Auges, um dem Pferd ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.


Diagnostik

Die Diagnose stützt sich auf eine gründliche ophthalmologische Untersuchung mit:

  • Augenuntersuchung

  • Spaltlampenbiomikroskopie

  • Tonometrie zur Messung des intraokularen Drucks

  • Ophthalmoskopie zur Beurteilung des Fundus

  • Ultraschall zur Beurteilung der Linse, Glaskörper und Netzhaut

  • ggf. Parazentese: Untersuchungen auf Leptospiren-Antikörper/PCR im Kammerwasser (z. B. MAT-Test)


Therapie

Die Behandlung der ERU zielt auf die Reduktion der intraokularen Entzündung und die Verhinderung weiterer Schübe ab:

Im akuten Schub steht die lokale, entzündungshemmende Therapie im Vordergrund:

  • Ausschluss eines Hornhautdefektes

  • Systemische und lokale Entzündungshemmer

  • Mydriatika wie Atropin zur Verhinderung von Synechien

Bei der chirurgischen Behandlung der Equinen rezidivierenden Uveitis (ERU) kommen vor allem zwei Verfahren zum Einsatz:

Vitrektomie

Die pars plana Vitrektomie ist der Goldstandard bei chronisch-rezidivierenden Fällen. Dabei wird der Glaskörper operativ entfernt, um darin befindliche Leptospiren und entzündliche Mediatoren zu entfernen. Das Ziel ist die Schubfreiheit des betroffenen Auges und somit ein möglichst langer Erhalt der Sehfähigkeit. Die Vitrektomie wird in Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) durchgeführt.

Je weniger Schäden bereits am Auge vorliegen, umso besser die Prognose einer Vitrektomie.
🔍 Indikation: vor allem bei eindeutig nachgewiesener Leptospireninfektion im Glaskörper.

Intravitreale Gentamicin-Injektion (IVGI)

Bei dieser Methode wird Gentamicin direkt in den Glaskörper injiziert. Gentamicin, ein Aminoglykosid-Antibiotikum, wirkt im Auge bei leptospirenbedingter Equiner rezidivierender Uveitis (ERU) bakterizid. Dieser Eingriff erfolgt am stehenden und sedierten Pferd und regional anästhesiertem Auge.


🔍weniger invasiv, kostengünstiger als Vitrektomie.
🔍 Indikation: v. a. wenn eine Vitrektomie nicht möglich oder nicht gewünscht ist.

Die Vitrektomie ist derzeit die effektivste Langzeittherapie bei leptospirenbedingter ERU, insbesondere bei jüngeren, Pferden mit aktiven Schüben. Die IVGI stellt eine wertvolle Alternative dar – besonders wenn eine Vitrektomie nicht möglich, nicht gewünscht oder wirtschaftlich nicht tragbar ist. Bei richtiger Indikation und Technik bietet auch sie eine gute Entzündungskontrolle mit überschaubarem Risiko.

Die Wahl des Verfahrens sollte individuell, basierend auf Diagnostik, Verlauf, Pferdetyp und Besitzererwartung getroffen werden.

Natürlich sind weder die Vitrektomie noch die intravitreale Gentamicin-Injektion risikofrei. Beide Verfahren können Komplikationen wie Kataraktbildung, Netzhautveränderungen oder – in seltenen Fällen – dauerhafte Sehverschlechterung mit sich bringen und sollten daher stets unter sorgfältiger Abwägung aller Befunde und Risiken erfolgen.

Fazit: Früh erkennen – gezielt behandeln

Die Equine Rezidivierende Uveitis ist eine ernste Erkrankung, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Doch mit einem erfahrenen Partner an Ihrer Seite – wie der Pferdepraxis Ratingen – ist frühzeitige Diagnose und individuelle Therapie möglich.


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